Page 16 - FCG_Magazin-Sommer_2025
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Sind Vollmitgliedschaften das
Rückgrat eines Golfclubs?
Seit Jahrzehnten gilt sie als Fundament jedes Doch genau hier beginnt eine wichtige Diskus-
Golfclubs: die klassische Vollmitgliedschaft. Wer sion: Ist es noch zeitgemäß, auf ein starres Voll-
ganzjährig zahlt, darf jederzeit spielen, ohne mitgliedschaftsmodell zu setzen – in einer Welt,
Einschränkungen, ohne Kompromisse. Doch in die zunehmend auf Flexibilität, Wahlfreiheit und
Zeiten wachsender Flexibilität und zahlreicher individuelle Lebensstile ausgerichtet ist?
Greenfee-Angebote stellt sich die Frage: Ist die-
se Form der Mitgliedschaft noch das Rückgrat, Viele Clubs erleben heute, dass gerade jüngere
oder nur ein Relikt vergangener Tage? Golfer oder Berufstätige nicht bereit sind, sich
langfristig und vollumfänglich an eine Anlage zu
Fakt ist: Vollmitglieder sind für viele Clubs nach binden, sei es aus finanziellen Gründen oder we-
wie vor die verlässlichste Einnahmequelle. Ihre gen eingeschränkter Freizeit.
Beiträge sichern nicht nur den laufenden Betrieb,
sondern auch Investitionen in Platzpflege, Infra- Stattdessen wird gezielt gespielt, wo es gerade
struktur und Personal. Sie bringen Kontinuität, passt, oft über Gutscheinangebote, Kooperationen
Bindung und Identifikation mit dem Clubleben. oder flexible Spielrechte, wie Fernmitgliedschaften.
Doch die Realität auf vielen Anlagen hat sich ver-
ändert. Moderne Clubs setzen längst auf Misch-
modelle: Teilzeit-Mitgliedschaften, flexible Spiel-
rechte, Fernmitgliedschaften und Greenfee-Gäste
über Gutscheinmodelle. Diese Vielfalt bringt Be-
wegung, Auslastung – und neue Einnahmequellen.
Eine Studie des DGV zeigt: Bereits 43 % der
deutschen Golfclubs bieten heute alternative
Mitgliedschaftsformen an. Besonders gefragt
sind flexible Spielrechte und modulare Tarife.
Der Anteil an Greenfee-Spielern, die über Gut-
scheinprogramme wie GolflandCard oder Leisu-
reBreaks buchen, ist in den letzten fünf Jahren
um über 60 %gestiegen. Auch der Altersdurch-
schnitt spielt eine Rolle: Bei Golfspielern unter
45 Jahren bevorzugen laut Umfrage über 70 %
flexible oder rabattgestützte Modelle. Auch der
Kostenfaktor ist nicht zu unterschätzen: Eine Thomas Schreiner, Gutsverwalter und Club-
klassische Vollmitgliedschaft kostet in Deutsch- manager vom Schloß Oberzwieselau mit Bürger-
land durchschnittlich zwischen 1.200 und 1.600 meister Gerd Lorenz von Lindberg:
Euro pro Jahr – zuzüglich möglicher Verbands-
beiträge oder Spielgebühren. Für viele Gelegen- „Uns sind Gäste mit einem 50 % Greenfee
heitsspieler und Einsteiger ist das eine Hürde, Gutscheine lieber als ein leerer Platz, vor allem
die nur schwer zu überwinden ist. Das Rückgrat? auch deshalb, weil ich mit diesen Greenfee-
Ja, aber nicht das einzige Standbein. Die Zu- Einnahmen schon einmal eine Mitgliederbei-
kunft liegt in der Balance, zwischen Tradition und tragserhöhung vermeiden konnte“.
Offenheit.
14 Ausgabe Sommer 2025